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Ein geerdeter Visionär

VON MATTHIAS SCHAIDER.
Er hat den Sinn für das Besondere und weiß, wovon er spricht, wenn er sagt: „Die Region hat wunderbare Blicke zu bieten.“ Und Professor Wolfgang Christ hat nicht nur viele besondere Orte gesehen, sondern auch entworfen und gestaltet, so zum Beispiel den Tetraeder in Bottrop. Eine begehbare Skulptur, die als weithin sichtbarer Aussichtsturm für viele die populärste Landmarke des Ruhrgebiets ist. Es ist Ort für Einheimische und Touristen, für jung und alt, eben für alle…

Prof. Wolfgang Christ mit einem Modell seines Tetraeders.

Prof. Wolfgang Christ mit einem Modell seines Tetraeders.

In einer immer heterogener werdenden Gesellschaft und zunehmender Individualisierung sieht Christ die Architektur in vielerlei Hinsicht als Bindemittel. Für ihn ist sie, gerade in Zeiten der Digitalisierung, wieder ein aktuelles analoges Medium, „Architektur und Kommunikation gehören zusammen“, sagt er.
Hinter seinen Ideen stecken tiefgründige Geschichten und Botschaften. Zu seinen wichtigsten Projekten zählen der Regionalpark Rhein-Main, der Umweltbahnhof Rheinland-Pfalz, die Seebrücke mit Pegelturm im Goitzschesee in Bitterfeld, oder die Cité der Industriekultur im saarländischen Göttelborn. Er blickt als Architekt und Urbanist stets auf den Kontext eines Projekts und auf Alltägliches. Sein „Denkraum“ ist das Quartier und sein Engagement gilt einer „Baukultur des Alltags“.
„Hier lebe ich gerne“, sagt Christ über die Bergstraße. Seit 1972 ist Darmstadt und die Bergstraße sein Lebensmittelpunkt, erst als Student, später als Architekt. Von 1983 bis 1988 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Technischen Hochschule Darmstadt tätig. Ein Jahr später gründete er sein Planungsbüro MEDIASTADT. Von 1994 bis 2013 lehrte er Entwerfen und Städtebau an der Bauhaus-Universität Weimar. In den 1980er und 1990er Jahren lebte Wolfgang Christ mit seiner Familie in Seeheim-Jugenheim, beide Töchter sind dort geboren. Nach zwei Jahren in Weimar ging es 1997 mit Frau und den Kindern wieder zurück an die Bergstraße, dieses Mal nach Alsbach: „Uns hat es wieder an die Bergstraße gezogen“, sagt Christ, vor allem der Freunde wegen, aber auch wegen des Klimas. An der Bergstraße faszinieren ihn die Landschaften an sich. Neben der hohen Lebensqualität schätzt er das „Wechselspiel von technischer Infrastruktur und alter Kulturlandschaft, vor allem aber die immer noch intakten Sphären von Urbanität und Naturraum zwischen Rheinebene, Bergstraße und Odenwald“.

Forschungszwecke führten ihn 2001 an die University of California, Los Angeles. 2008 gründete er die Urban INDEX Institut GmbH in Darmstadt für die indikatorenbasierte Analyse, Planung und Gestaltung von Stadtqualität. „Wir können die Qualitäten eines Raumes quantitativ erfassen und dies dann grafisch visualisieren“, lautet eines seiner Leitmotive. So entstand die Idee, einen Index zu entwicklen, der Stadtqualität objektiviert. Auf der Agenda des Instituts stehen städtebauliche Quartiersplanungen ebenso wie strategische Konzepte für die Zukunft der Orts-und Stadtzentren. Der Umbruch in der Einzelhandelslandschaft und die Tatsache, dass bereits fast 20 Prozent des Umsatzes im virtuellen Einkaufs-Netz landen, verlangt nach neuen Konzepten für die Mitte. Christ ist überzeugt, dass Städte ihre urbanen Potentiale und ihre lokale Identität in die Waagschale werfen müssen. An der Schnittstelle von Wissenschaft und Planung setzt das Institut an und zeigt auf, wie Synergien von Stadt und Handel entstehen können. Eines moniert Christ in diesem Zusammenhang: „Es fehlt der gesellschaftliche Konsens, dass Städte heute Mobilität, Energie, Wohnen, Arbeiten, Handel, Kultur, Bildung, Freizeit, sowie Ökologie und Landschaft als eine Einheit planen und gestalten müssen. Dazu braucht man Masterpläne, für die jedoch allzu oft weder das Geld, noch der politische Wille, vorhanden ist.“

Der preisgekrönte Architekt ist unter anderem Mitglied im Kuratorium der Kulturstiftung für die Bergstraße. Seine Projekte haben allesamt visionären Charakter und bestechen durch eine faszinierende Leichtigkeit. Bei all dem zeigt sich, dass Wolfgang Christ mit beiden Beinen auf dem Boden steht, ein Charakterzug, der zur Bergstraße und zu den Bergsträßern passt: Ein geerdeter Visionär eben.

Kämpfer gegen den Klimawandel

VON MATTHIAS SCHAIDER.

„Mich bewegt die Erkenntnis, dass alle wesentlichen Entwicklungen auf dem Globus in die falsche Richtung laufen“, sagt Klaus Wiegandt, der sich seit über 15 Jahren intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzt. Im Klimawandel sieht er die größte Bedrohung für die gesamte Menschheit. „Eine durchschnittliche Erderwärmung von mehr als 2°Celsius bis zum Ende dieses Jahrhunderts im Vergleich zum Jahr 1800 führt mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu, dass das Klima für Jahrhunderte aus dem Takt gerät und Zustände auf unserer Erde hervorrufen wird, die insbesondere die Versorgung der Menschen mit Nahrung und Trinkwasser ernsthaft gefährden.“

Klaus Wiegandt von der Stiftung: "Forum für Verantwortung".

Klaus Wiegandt von der Stiftung: „Forum für Verantwortung“.

Die größten Gefahren für die Menschheit gehen dabei von abrupten Verschiebungen der Vegetationszonen aus, wie z.B. dem Ausbleiben des Monsunregens und der wiederkehrenden Vernichtung großer Teile der Getreide- und Kartoffelaussaaten durch extreme Dürren, Starkregen und Überflutungen. Das könnte für Milliarden von Menschen den sicheren Hungertod bedeuten, dazu käme in vielen Teilen der Welt die sich verschärfende Trinkwasserknappheit.
Klaus Wiegandt sieht einen Hebel, an dem man wirksam ansetzen kann, um diese Entwicklung aufzuhalten: Die progressiven Kräfte in der Gesellschaft müssen national und international unter dem Dach des Klimaschutzes vernetzt werden, um dadurch eine Massenprotestbewegung breiter Bevölkerungsschichten in Gang zu setzten. Zudem könne jeder einzelne Verbraucher des sogenannten globalen Mittelstandes sofort einen wirksamen Beitrag zum Klimaschutz leisten, indem er reflektiert einkauft. Heißt: Verzicht auf Ramschprodukte, „Sharen statt Besitzen“ und nur noch maximal an drei Tagen der Woche Fleisch oder Fisch verzehren.
Wenn es um den Klimaschutz geht, benennt Wiegandt drei Meilensteine: Mit einem Stopp des Abholzens und Abbrennens der Regenwälder würden sich die CO2-Emissionen um jährlich drei Mrd. Tonnen reduzieren. Ein weltweites Waldaufforstungsprogramm auf 500 Mio. Hektar würde im Endstadium etwa fünf Milliarden Tonnen CO2-Emissionen binden. Die alten Kohlekraftwerke müssen technologisch auf State of the Art aufgerüstet bzw. durch neue ersetzt werden, das würde knapp drei Mrd. Tonnen Emissionen jährlich einsparen.
„Wir müssen den Menschen klar machen, dass wir es noch in unserer Hand haben, den Klimawandel in erträglichen Grenzen zu halten“, sagt Klaus Wiegandt. Geplant ist, dass die Bildungsinitiative „Mut zur Nachhaltigkeit“ mit den Trägern ASKO EUROPA-STIFTUNG, Europäische Akademie Otzenhausen und Wiegandts Stiftung Forum für Verantwortung, die Führungsverantwortlichen progressiver Organisationen von NABU, BUND, Repräsentanten der großen Religionen bis hin zu Stiftungen zu einem Treffen einladen, um die Chancen für eine gemeinsame Plattform auszuloten.
Dass Klaus Wiegand niemand ist, der die kleinen Räder dreht, belegt sein persönlicher Werdegang: Als Vorstandssprecher der Metro AG gehörte er in den 90er Jahren zu den einflussreichsten Managern, mit 60 Jahren verließ er die Kommandobrücke und gründete die Stiftung Forum für Verantwortung. Seitdem widmet er sich voll und ganz dem Thema Nachhaltigkeit. Wiegandt will wachrütteln, den Menschen klarmachen, dass „wir unseren Planeten plündern“.
Der gebürtige Stettiner kam 1971 in die Rhein-Main-Region. Seit 1975 lebt er mit seiner Frau an der Bergstraße, genauer in Malchen bei Seeheim-Jugenheim. „Hier bekommt mich niemand mehr weg: Der Frühling hält hier drei Wochen früher Einzug, und der Herbst beginnt drei Wochen später als in anderen Region Deutschlands“, sieht er einen klaren Standortvorteil für die Bergstraße. „Auch die Menschen haben hier eine außergewöhnliche Offenheit“, sagt Wiegand und beschreibt die Bergsträßer als bunt gemischt: „Deshalb fällt es auch Zugezogenen leicht, sich hier wohl fühlen. Und wer sich wohl fühlt, der bleibt.“
Malchen wird also sicher auch in Zukunft der Ort sein, von dem aus Klaus Wiegandt für seine Ziele kämpfen wird – das die ambitioniert sind, weiß er selbst, aber wer Klaus Wiegandt kennt, der weiß auch: Er wird sich unermüdlich dafür einsetzen!

Jazz ist ihr Leben

VON MATTHIAS SCHAIDER.

International erfolgreich, und in Weinheim ihr Zuhause gefunden! Anke Helfrichs Verbundenheit zur Bergstraße kommt nicht von ungefähr. Weinheim, Hemsbach, Heppenheim, Bensheim: Zu all diesen Bergsträßer Städten hat die Jazz-Pianistin einen besonderen Bezug, auch wenn sie einen Teil ihrer Kindheit und auch später lange Zeit weit weg verbrachte. Mit drei Jahren ging sie mit ihren Eltern nach Namibia, dort lebte die Familie fünf Jahre und dort kam sie auch erstmals mit dem Jazz in Verbindung. Dann ging es nach Weinheim, wo die Musikerin heute wieder lebt. Ihre Liebe zur Musik prägte die Kindheit und Jugend von Anke Helfrich und so war klar, dass sie ihre Leidenschaft zum Beruf machen würde. In den Niederlanden studierte sie, in Kanada absolvierte sie einen vierwöchigen Workshop, ihr exzellenter Abschluss bescherte ihr ein Stipendium in New York. „Ich habe mich überall auf der Welt sofort wohlgefühlt“, sagt die kommunikative Weinheimerin.

Anke Helfrich in ihrem Domizil in Weinheim.

Anke Helfrich in ihrem Domizil in Weinheim.

Die vielseitige Musikerin versteht es, national wie international ihre Spuren zu hinterlassen, mit ihrem Klavierspiel feiert sie weltweit Erfolge und räumt renommierte Preise und Auszeichnungen ab. 1996 gewann sie mit ihrem Trio die „European Jazz Competition“ sowie 1998 den ersten Preis bei der „Hennesy Jazz Search“. Im Jahr 2000 wurde sie mit dem Weinheimer „Muddy’s Award“ ausgezeichnet. 2003 bekam sie den Jazzpreis der Stadt Worms. Jazz ist ihr Leben und daher hat sie schon mit einer ganzen Reihe der bekanntesten Größen des Jazz auf der Bühne gestanden.
Bei allem nationalem wie auch internationalem Erfolg, blieb Weinheim immer ihre Basis. Auch ihre Eltern und Geschwister leben wieder in der Region. „Ich schätze die Gegend, die Lage, das Klima, die Leute. Hier sind so viele Verbindungen zu so vielen Menschen entstanden“, sagt Anke Helfrich, „es sind ideale Bedingungen, um Musik zu machen.“
Das Frühjahr 2015 stand bei ihr ganz im Zeichen einer neuen CD-Aufnahme — dafür ging sie nach New York, um dort mit renomierten Jazzmusikern ihere Eigenkompositionen einzuspielen. Die Musikszene wartet jetzt gespannt auf ihr viertes Album.
Die zentrale Lage der Bergstraße spielt Anke Helfrich bei ihren vielen Reisen natürlich in die Karten: Deutschland, Europa und alle Kontinente sind über den Frankfurter Flughafen schnell zu erreichen. Ihre Touren führen sie in die USA, nach Malaysia, Südafrika und in viele andere Länder und Kontinente. Bei all ihren Reisen macht sie immer wieder die Erfahrung: egal wo sie hinkommt, viele kennen die Region Bergstraße!
Seit Mitte der 90er Jahre greift sie als Frontfrau ihres Trios erfolgreich in die Tasten, als Dozentin gibt sie ihre Erfahrung und ihr Wissen an Nachwuchsmusiker weiter. Sie gilt als „Ausnahmefrau am Klavier“, die den Jazz europaweit mit geprägt hat. Bei allem internationalem Erfolg dürfte klar sein, dass Anke Helfrich der Bergstraße auch in Zukunft die Treue halten wird.

Ein globaler Netzwerker

VON MATTHIAS SCHAIDER.
In Bensheim geboren und von hier aus ein internationales Netzwerk gespannt: „Als ich 1995 gestartet habe, hätte ich nicht gedacht, dass das Ganze mal so groß wird“, sagt Dr. Hans-Peter Meister, Gründer und Inhaber der IFOK GmbH sowie der zwei Tochtergesellschaften Meister Consultants Group (Boston, U.S.A.) und Meister Europe GmbH. Seine Unternehmen beraten erfolgreich und inzwischen weltweit in den Themen Energie und Klimawandel, Infrastruktur, Arbeitswelt, Ernährung, Gesundheit und allen anderen Aspekten der Nachhaltigkeit.

Dr. Hans-Peter Meister bei der IFOK in Bensheim.

Dr. Hans-Peter Meister bei der IFOK in Bensheim.

Unter dem Leitspruch „Wir gestalten Wandel – Nachhaltig!“ agieren er und seine Mitarbeiter im Dreiklang von Fachexpertise, Beteiligung und Kommunikation.
Der Fokus bei den internationalen Töchtern liegt hierbei auf dem Thema Energie: „Wir importieren die Energiewende“, sagt Hans-Peter Meister, denn: „Alleine wird die Energiewende Niemand schaffen, daher setzen wir auf Kommunikation und Kooperation und bringen verschiedene Akteure auf internationaler Ebene zusammen.“ Dahinter steht die Überzeugung, dass man nur gemeinsam gute Antworten auf die brennenden Fragen unserer Zeit finden und umsetzen kann: Ob Klimawandel oder Energieversorgung, Digitalisierung, Ernährung oder Mobilitätskonzepte – Meisters Team arbeitet zukunftsweisende Strategien und wirkungsvolle Kommunikationskonzepte aus, gestaltet und begleitet Veränderungsprozesse in Gesellschaft, Politik und Unternehmen und stößt immer wieder beispielgebende Entwicklungen an.
Sechs Jahre war Meister mit seiner Frau in den USA und baute von Boston aus neue Dialog- und Kommunikationsformate in den Vereinigten Staaten auf. Seit Herbst 2014 ist er wieder in seiner südhessischen Heimatstadt. Bensheim, Berlin, Boston, Düsseldorf: Bei den Standorten seiner Unternehmen sticht Bensheim natürlich in vielerlei Hinsicht heraus. Warum in Bensheim aber bis heute die Wurzeln seines Wirkens liegen und der Hauptstandort weiterhin die kleinste der genannten Städte ist, das liegt für ihn auf der Hand: „Meine Frau und ich stammen von hier, von hier aus ist alles gewachsen und durch die Lage an der Bergstraße sind wir für Mitarbeiter aus Heidelberg, Mannheim, Frankfurt, Darmstadt, Wiesbaden und Mainz interessant“, sagt Meister, der ergänzt: „Die Lage ist perfekt – eine Stadt, mitten in der Natur.“ An den Bergsträßern schätzt er die pragmatische Bodenständigkeit, außerdem macht er ein Zusammengehörigkeitsgefühl aus. „Das Sozialkapital ist hier sehr ausgeprägt, man kann sich auf den anderen verlassen, das erzeugt eine hohe Stabilität“, sagt Meister.
Bis zur Gründung von IFOK 1995 leitete der promovierte Biologe die Umfeldkommunikation der BASF in Ludwigshafen und war zuvor Pressesprecher des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.
Meister ist einer der international führenden Experten für Nachhaltigkeit, Dialog und Beteiligung sowie Mediation. Er lehrt und forscht als Fellow der Hertie School of Governance in Berlin. Die internationale Ausrichtung seiner Tätigkeit schätzt er sehr, aber wenn es um die Bergstraße geht, dann zögert er keinen Moment, um die Besonderheit hervorzuheben, die für ihn ganz persönlich eine hohe Bedeutung hat: „Heimat ist für mich hier.“

Der Mann für den richtigen Ton

VON MATTHIAS SCHAIDER.

In der Weinheimer Peterskirche wurde der Grundstein für eine außergewöhnliche Musikerkarriere gelegt: Als zehnjähriger Junge besuchte Biber Gullatz mit seiner Mutter dort ein Konzert. Besonders angetan war er vom Klang der Oboe. „Ich muss dieses Instrument lernen“, sagte er zu seiner Mutter. Heute zählt Biber Gullatz zu den bedeutendsten Musikproduzenten der deutschsprachigen Film- und Fernsehbranche. Prime-time-Produktionen bei den großen TV-Sendern oder bekannte Kinofilme: Für die Musikspur ist oft Biber Gullatz zuständig. Komponiert wird im häuslichen Idyll, im ausgebauten Dachboden seines Hauses in Weinheim. Dort verpasst er den Filmen den passenden musikalischen Rahmen und den akustischen Schliff.

Biber Gullatz in seinem Tonstudio, Weinheim

Biber Gullatz in seinem Tonstudio, Weinheim

Geboren in Korbach, zog die Familie nach Weinheim, als Biber Gullatz fünf Jahre alt war. Sein Vater war Oberarzt im Weinheimer Krankenhaus, seine Mutter ist die bekannte Autorin Ingrid Noll. „Mein Gefühl ist: Ich bin Weinheimer“, sagt er heute. Diese Verbundenheit zu Weinheim und der Bergstraße führte viele bedeutende Film- und Fernsehregisseure an die Bergstraße, wenn sie von Biber Gullatz ihre Filme vertonen lassen wollten.

Über die Musikschule Weinheim, wo er das Spiel der Oboe lernte, und nach Engagements in verschiedenen Bands, führte ihn sein Weg zum Musik-Studium. Während seines Studiums arbeitete er als Assistent bei seinem Professor, der auch am Heidelberger Theater Bühnenmusik komponierte. Der Theaterfunke sprang über und Biber Gullatz begann als freischaffender Bühnenkomponist im In und Ausland zu arbeiten. Das war für über zehn Jahre seine künstlerische Heimat, mit der er „rund um die Theaterwelt zog“. Nachdem er auf einen Fernsehregisseur traf, kamen immer mehr Auftragsproduktionen für Fernsehfilme und später für Kinofilme hinzu. Mittlerweile umfassen seine Arbeiten für Film und Fernsehen über hundert – zum Teil – preisgekrönte Produktionen. Als Gast-Dozent unterrichtet er außerdem an diversen Hochschulen unter anderen auch in Zürich und Basel.

Viele Instrumente beherrscht der Vollblutmusiker. Auch wenn sich zwar heute mit dem Computer vieles simulieren lässt, macht es einen guten Musikproduzenten aus, das musikalische Handwerk von Grund auf zu beherrschen und zu wissen, wie ein Instrument klingt und zu spielen ist.

Seine starke Verbundenheit zur Bergstraße und insbesondere zu Weinheim führt der weit gereiste Künstler auf die übersichtlichen Strukturen zurück: „Die Welt ist so unübersichtlich, daher ist es ein unheimlich wichtiger Anker für mich , eine überschaubare Umgebung um sich zu haben“, sagt der Familienvater. „Überschaubarkeit hat in dieser komplizierten Welt etwas sehr beruhigendes“, ergänzt er. Wohl fühlt er sich auch in Berlin, Hamburg oder Köln, auch das Ausland hat es ihm angetan, und insbesondere Neuseeland ist regelmäßig das Ziel von ihm und seiner Familie. „Die Basis aber ist Weinheim“, sagt Biber Gullatz, der es sehr schätzt, an der Bergstraße leben zu dürfen!

Das klingt nicht nur gut, das passt auch zu dem Mann, der stets den richtigen Ton findet.