Kämpfer gegen den Klimawandel

VON MATTHIAS SCHAIDER.

„Mich bewegt die Erkenntnis, dass alle wesentlichen Entwicklungen auf dem Globus in die falsche Richtung laufen“, sagt Klaus Wiegandt, der sich seit über 15 Jahren intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzt. Im Klimawandel sieht er die größte Bedrohung für die gesamte Menschheit. „Eine durchschnittliche Erderwärmung von mehr als 2°Celsius bis zum Ende dieses Jahrhunderts im Vergleich zum Jahr 1800 führt mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu, dass das Klima für Jahrhunderte aus dem Takt gerät und Zustände auf unserer Erde hervorrufen wird, die insbesondere die Versorgung der Menschen mit Nahrung und Trinkwasser ernsthaft gefährden.“

Klaus Wiegandt von der Stiftung: "Forum für Verantwortung".

Klaus Wiegandt von der Stiftung: „Forum für Verantwortung“.

Die größten Gefahren für die Menschheit gehen dabei von abrupten Verschiebungen der Vegetationszonen aus, wie z.B. dem Ausbleiben des Monsunregens und der wiederkehrenden Vernichtung großer Teile der Getreide- und Kartoffelaussaaten durch extreme Dürren, Starkregen und Überflutungen. Das könnte für Milliarden von Menschen den sicheren Hungertod bedeuten, dazu käme in vielen Teilen der Welt die sich verschärfende Trinkwasserknappheit.
Klaus Wiegandt sieht einen Hebel, an dem man wirksam ansetzen kann, um diese Entwicklung aufzuhalten: Die progressiven Kräfte in der Gesellschaft müssen national und international unter dem Dach des Klimaschutzes vernetzt werden, um dadurch eine Massenprotestbewegung breiter Bevölkerungsschichten in Gang zu setzten. Zudem könne jeder einzelne Verbraucher des sogenannten globalen Mittelstandes sofort einen wirksamen Beitrag zum Klimaschutz leisten, indem er reflektiert einkauft. Heißt: Verzicht auf Ramschprodukte, „Sharen statt Besitzen“ und nur noch maximal an drei Tagen der Woche Fleisch oder Fisch verzehren.
Wenn es um den Klimaschutz geht, benennt Wiegandt drei Meilensteine: Mit einem Stopp des Abholzens und Abbrennens der Regenwälder würden sich die CO2-Emissionen um jährlich drei Mrd. Tonnen reduzieren. Ein weltweites Waldaufforstungsprogramm auf 500 Mio. Hektar würde im Endstadium etwa fünf Milliarden Tonnen CO2-Emissionen binden. Die alten Kohlekraftwerke müssen technologisch auf State of the Art aufgerüstet bzw. durch neue ersetzt werden, das würde knapp drei Mrd. Tonnen Emissionen jährlich einsparen.
„Wir müssen den Menschen klar machen, dass wir es noch in unserer Hand haben, den Klimawandel in erträglichen Grenzen zu halten“, sagt Klaus Wiegandt. Geplant ist, dass die Bildungsinitiative „Mut zur Nachhaltigkeit“ mit den Trägern ASKO EUROPA-STIFTUNG, Europäische Akademie Otzenhausen und Wiegandts Stiftung Forum für Verantwortung, die Führungsverantwortlichen progressiver Organisationen von NABU, BUND, Repräsentanten der großen Religionen bis hin zu Stiftungen zu einem Treffen einladen, um die Chancen für eine gemeinsame Plattform auszuloten.
Dass Klaus Wiegand niemand ist, der die kleinen Räder dreht, belegt sein persönlicher Werdegang: Als Vorstandssprecher der Metro AG gehörte er in den 90er Jahren zu den einflussreichsten Managern, mit 60 Jahren verließ er die Kommandobrücke und gründete die Stiftung Forum für Verantwortung. Seitdem widmet er sich voll und ganz dem Thema Nachhaltigkeit. Wiegandt will wachrütteln, den Menschen klarmachen, dass „wir unseren Planeten plündern“.
Der gebürtige Stettiner kam 1971 in die Rhein-Main-Region. Seit 1975 lebt er mit seiner Frau an der Bergstraße, genauer in Malchen bei Seeheim-Jugenheim. „Hier bekommt mich niemand mehr weg: Der Frühling hält hier drei Wochen früher Einzug, und der Herbst beginnt drei Wochen später als in anderen Region Deutschlands“, sieht er einen klaren Standortvorteil für die Bergstraße. „Auch die Menschen haben hier eine außergewöhnliche Offenheit“, sagt Wiegand und beschreibt die Bergsträßer als bunt gemischt: „Deshalb fällt es auch Zugezogenen leicht, sich hier wohl fühlen. Und wer sich wohl fühlt, der bleibt.“
Malchen wird also sicher auch in Zukunft der Ort sein, von dem aus Klaus Wiegandt für seine Ziele kämpfen wird – das die ambitioniert sind, weiß er selbst, aber wer Klaus Wiegandt kennt, der weiß auch: Er wird sich unermüdlich dafür einsetzen!