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Der Mann für die Bergstraße in Berlin

VON MATTHIAS SCHAIDER. 

Ein Bergsträßer für die Bergstraße in Berlin: Dr. Michael Meister ist hier zuhause und für die Region im Deutschen Bundestag. Die Vorzüge seiner Heimatregion kennt der Bundestagsabgeordnete genau: „Die Bergstraße bietet auf kleinem Raum eine große Vielfalt“, blickt der zweifache Familienvater auf sein Zuhause. Die großen Vorteile sieht er darin, dass zwar kein großstädtisches Klima herrsche, die direkte Anbindung über den Frankfurter Flughafen aber das Tor zur Welt öffnet: „Wir sind hier alles andere als ein abgelegener Winkel“, sagt Meister auch mit Blick auf Wirtschaftsunternehmen, die ihren Sitz im Süden Hessens haben und die Standortvorteile zu schätzen wissen. „Wir liegen mittendrin“, umschreibt er die Rolle der Bergstraße als Bindeglied zwischen Rhein-Neckar und Rhein-Main.

Dr. Michael Meister

Dr. Michael Meister, Bundestagsabgeordneter, Bensheim

Der kulturelle Reichtum der Region ist für ihn ebenfalls ein Charakteristikum. In seinen Augen sind es vor allem aber die Menschen, die die Bergstraße zur einer attraktiven Region machen: Zu den Familien, die seit hunderten von Jahren hier verwurzelt sind, kommen auch immer wieder Neue hinzu: „Der lebendige Austausch prägt unsere Region“, sagt Meister, der weiß, dass auch die „Zugezogenen“ schnell eine Beziehung zu ihrer neuen Heimat aufbauen.

Die lebendige Kultur auf lokaler Ebene bedeuten für ihn ein weiteres Stück Lebensqualität. Vor allem schätzt er die lokalen Besonderheiten, wie die reizvolle Landschaft der Weinberge.

Die Bergstraße ist von Anfang an sein Zuhause: Geboren in Lorsch, wohnt der Politiker mittlerweile schon viele Jahre in Bensheim. 110 Sitzungstage hat das Jahr im Bundestag, rechnet man andere Termine in der Bundeshauptstadt hinzu, ist Michael Meister etwa die Hälfte des Jahres an der Bergstraße.

Seine politische Karriere zeigte stets Richtung oben: In Bensheim-Zell setzte er sich als Student für die Entwicklung seines Heimatdorfes ein. Ab 1983 ist er Mitglied im Ortsbeirat Zell. Weiter ging es als Stadtverordneter in Bensheim und später als Vorsitzender der CDU Bensheim. 1994 begann seine Zeit als Mitglied des Deutschen Bundestags. Seit Ende 2013 ist Michael Meister Parlamentarischer Staatssekretär bei Finanzminister Wolfgang Schäuble im Kabinett von Angela Merkel.

Ein Vergleich zwischen der Bergstraße und Berlin fällt nicht leicht, doch die persönliche Nähe auf der einen und die Anonymität auf der anderen Seite sind für ihn die entscheidenden Unterschiede. Beeindruckt ist er von dem engagierten Engagement der Bergsträßer: „Das Ehrenamt spielt hier eine große Rolle.“ Große Historie, wie das Kloster Lorsch, attraktive Orte, wie das Fürstenlager, und kulturelle Höhepunkte, wie die Eysoldt-Ring-Verleihung in Bensheim, sind für ihn beispielhaft für viele weitere Besonderheiten der Bergstraße.

Mit Dr. Michael Meister vertritt ein Bergsträßer seine Heimatregion in der Bundespolitik.

Unser nicht alltägliches Brot

VON ALEXANDER WISCHNEWSKI.

An drei Tagen in der Woche, Donnerstag, Freitag und Samstag ist die Nacht für Toni Como sehr früh vorbei. Er beginnt die Arbeit in seiner Backstube in Bensheim. Füllt einen riesigen, holzbeheizten Rundofen mit Teigfladen für Brote, Baguettes, Croissants und immer wieder anderem Backwerk. Kein Milligramm Konservierungsstoff ist in seinen Teigen zu finden. Er mahlt sein Roggen- und Dinkelmehl selbst, ist quasi mit jedem Korn per Du.

Toni-Como

Toni Como, Inhaber der „Dorfmühle“, Bensheim-Auerbach

Den Ofen hat er in den Vogesen entdeckt. Elektro oder Gas kamen für ihn nie in Frage. Hat der Steinofen seine Arbeitstemperatur von gut 340 Grad Celsius erreicht, kommen die Teiglinge auf die riesige, runde Steinplatte, die sich ständig dreht. Zuerst die, die die meiste Backzeit brauchen. Dann stufenweise all die, die schneller braun und knusprig sind. Wie vor hundert Jahren. Damals konnte man es sich ebenso wenig wie heute leisten, mit den Energieträgern leichtfertig umzugehen. Für Toni pures Handwerk, reine Gefühlssache, erlernbar, formatiert durch Erfahrung, Timing. Keine Sensoren, null Automatik, zéro Elektronik. Geht doch.

Tonis Backwaren; à la bonheur. A la franςaise! Das Nachbarland hat so manche Phase seines Lebens und somit ihn selbst geprägt: Frankonorm, frankophil, trotz des italienischen Nachnamens. Als ganz Junger, ganz wilder Student der Philosophie waren Jean Jacques Rousseau und Jean Paul Sartre seine Vorbilder. Rousseau. Dessen Aufforderung hat für ihn nie ihre Bedeutung verloren: Zurück zur Natur! Das lebt er vor. Ist schon seit vielen Jahren Gastronom und für Bündnis 90/Die Grünen im Gemeindeparlament.

Ein uriges, gemütliches Wohnzimmer für Gäste ist seine „Dorfmühle“ in der Auerbacher Bachgasse. Mit einer durchaus französisch anmutenden Speisekarte. Das ist für ihn Wertetransfer, Handwerk, Ursprünglichkeit. Er fährt oft, nie über die Autobahn, sondern über die Landstraße nach Frankreich. Zusammen mit seiner Frau sammelt er in Kneipen und bei Bauern Ideen und Rezepte für Speisekarte oder Backstube. So wie es sich gerade ergibt. Und dann gibt es in der Backstube mal eine Weile Petadons. Tartelettes, mit Käse und Oliven gefüllt.

In Mulhouse hat Toni einen regionalen Bauernmarkt entdeckt und schwärmt anhaltend mit geatmeten Gesten. Die Fahrt geht auch oft weiter in Richtung Süden. In Dijon studiert seine älteste Tochter Theaterwissenschaften und ist nun in diversen Projekten aktiv. Er ist stolz auf Lisa, denn er konnte ihr viel von dem mitgeben, was ihn selbst geformt hat. Toni Como liebt das Ursprüngliche, das Unverfälschte, kompromisslos und streitbar. Direkt und schnörkellos seine Ansage. Da kam mal einer zu ihm, der wollte 18 frisch gebackene kleine Gugelhupfe kaufen. Zum Einfrieren. Toni lehnte ab. Nicht mehr als drei. „Ich backe doch nicht frisch und ohne alle Konservierungsstoffe, damit Du dann die Kuchen einfrierst. Das ist doppelte Energieverschwendung.“ Der hat das kapiert. „Und ist inzwischen ein treuer Kunde unserer Backstube, gehört zu den 90 Prozent Stammkunden. Und mehr als drei Gugelhupfe bekommt er immer noch nicht.“

Sein Markenzeichen ist seine Authentizität

VON MATTHIAS SCHAIDER.

An der Bergstraße daheim und auf den Brettern, die die Welt bedeuten, zu Hause: Der Schauspieler Walter Renneisen hat seine Rolle(n) gefunden. Sein Markenzeichen ist seine Authentizität: Meinungsstark, verbindlich und Jemand, der weit über den Tellerrand hinaus blickt!

Walter-Renneisen

Walter Renneisen, Schauspieler, Bensheim

Seit fast fünf Jahrzehnten steht er auf den verschiedensten Bühnen und in zahlreichen Fernsehserien vor der Kamera. Walter Renneisen besuchte zunächst drei Jahre die westfälische Schauspielschule und ist seit 1967 als Schauspieler tätig. In seiner Zeit am Staatstheater Darmstadt fällt auch die Entscheidung, nach Bensheim an die Bergstraße zu ziehen. Für diese „liebliche Stadt“, wie er Bensheim nennt, sprach vor allem auch die Lage: „Als ich mich selbständig machte, wollte ich in der Mitte Deutschlands leben“, so der ganz praktische Grund. Ein Weiterer: Innerhalb von 45 Minuten sind sechs Stadt- bzw. Staatstheater zu erreichen. Neben diesen pragmatischen Erwägungen sprachen noch mehr Gründe für die Bergstraße: „Hier gibt es wunderschöne Orte“, sagt Renneisen. Die Hessen erlebt er als „umgängliche und lebensfrohe Menschen“, auch architektonisch habe die Region sehr viel zu bieten.

Seine Entscheidung für eine Karriere als Schauspieler erfolgt nach langer Abwägung, denn er hätte Jet-Pilot, Architekt oder eben Schauspieler werden können. Die Spielfreude in ihm und die Freude daran, „die Leute zu unterhalten“, ziehen ihn letztlich auf die Bühne und vor die Kamera. Es folgen zahlreiche Auftritte deutschlandweit wie beispielsweise bei den Staatstheatern in Stuttgart und Bonn sowie auf der Bühne des Fritz Rémond Theaters in Frankfurt oder bei den Heppenheimer Festspielen. Zudem betreibt er seit 1993 ein Gastspieltheater mit eigenen Produktionen. Bekannt wurde er auch durch Engagements bei Fernsehproduktionen wie „Tatort“, „Der Alte“, „Ein Fall für Zwei“ oder „Derrick“. In diesen mehr als vier Jahrzehnten hat er Millionen Menschen mitgerissen, unterhalten und begeistert.

Schon als Kind verkleidete er sich lieber als Clown statt, wie bei Jungs üblich, als Cowboy: „Die Verletzungen, die einem das Leben mitgibt, heilt man mit Lachen“, sagt er. Ihm selbst ist wichtig, die Menschen auch mit traurigen Inhalten zu unterhalten.

2014 wurde Walter Renneisen für seine Verdienste um das Schauspiel und die Kultur mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens geehrt. Aus den Händen des Hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier erhielt er die Auszeichnung. Bouffier würdigte Renneisen „als einen der erfolgreichsten und beliebtesten Schauspieler unseres Landes. Was ihn auszeichnet, ist seine Authentizität“.

Walter Renneisen ist eine besondere Persönlichkeit und eine große Bereicherung für das kulturelle Leben der Region. Er setzt sich auch für die schauspielerische Nachwuchsarbeit: Seit vielen Jahren fördert der Grimme-Preisträger das Schülertheater des Alten Kurfürstlichen Gymnasiums und engagiert sich außerdem für die Schultheatertage. Das zeigt seine Verbundenheit mit seiner Bergsträßer Heimat.