VON MATTHIAS SCHAIDER.
Wenn Stahl schwerelos erscheint, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Jürgen Heinz seine Hände im Spiel hat. Der Metallbildhauer aus Lorsch versteht es wie kaum ein anderer, Stahl eine dynamische Leichtigkeit zu verleihen und im wahrsten Sinn des Wortes zum Schwingen zu bringen.
Große Reden zu Schwingen liegt dagegen nicht im ruhigen Naturell des Lorschers, der dennoch viel zu sagen hat, vor allem dann, wenn er über seine Arbeit spricht. Sehr genau wählt er seine Worte und der Zuhörer merkt, wie sehr der Beruf seine Passion ist. Viel lieber lässt Jürgen Heinz aber seine Kunstwerke sprechen, die ausdrucksstark und filigran daherkommen. Der Perfektionismus steckt in jedem seiner Werke, seine Persönlichkeit findet sich klar erkennbar darin wieder.
Dabei baut er seit Jahren Brücken zwischen Kunst und Handwerk: Denn der Künstler ist eigentlich Schmied oder ist er doch eher Metallbildhauer und eigentlich Künstler? Mit diesem vermeintlichen Widerspruch ist jetzt Schluss: „Ich widme mich ab sofort nur noch der Kunst. Gerade deshalb ist ihm die Bezeichnung als Metallbildhauer sehr wichtig und genau diese Bezeichnung wird auch dem gerecht, was er tut.
Durch das Handwerk ist Jürgen Heinz zur Kunst gekommen. Er erlernte die Schmiedekunst und hat dabei Feuer gefangen. Seine weiteren Stationen waren in Stuttgart und der Schweiz, er absolvierte ein Studium an der Werkakademie für Gestaltung. Die Theorie wendete er immer perfekter in der Praxis an, sein Handwerk profitierte von seinem künstlerischen Talent und beiden Richtungen befruchten sich bis heute gegenseitig: Beim Handwerk geht es um Funktionalität und so bildet das Handwerk die technische Basis für seine gesamte künstlerische Arbeit.
„Das Leben ist viel zu kurz für die vielen Ideen, die ich habe“, sagt Jürgen Heinz. Seine Werkstatt liegt mitten in einem Lorscher Wohngebiet. Wer die Halle betritt, fühlt sich versetzt in eines dieser typischen Lofts, die man auch aus Hollywood-Filmen kennt. Hier liegt die kreative Keimzelle von Jürgen Heinz. Bei ihm dauert es von der Idee bis zur Umsetzung nicht lange: „Ich habe eine Idee, dann fertige ich eine Zeichnung an und beginne sofort mit der Umsetzung.“ Das kann bei großen Exponaten dann schon mal 100 Stunden dauern.
Seine bewegten Stahlplastiken sind faszinierend, sein Ideenreichtum beindruckend. Seit 15 Jahren arbeitet er als selbstständiger Metallbildhauer. Jürgen Heinz – der Mann, der Stahl Flügel verleiht.